Mittwoch, 18. Juni 2014

Sao Luis / Maranhao- Zwischenseminar im Januar.












Lebenszeichen!


Meine Lieben, die Zeit rennt mir davon und ich habe fast gar keine Zeit mehr mich in Ruhe hinzusetzen und einen neuen Blogeintrag zu schreiben.. Für meine Endsenderorganisation muss ich jedoch in verschiedenen Zeitabschnitten Berichte schreiben, ich hab jetzt hier einfach mal meinen letzten Bericht gepostet. Dieser Bericht ist aber leider auch nicht ganz aktuell, den habe ich im März geschrieben..!



Bericht aus Passo Fundo


Hallo da bin ich wieder, es kommt mir vor als wäre gar keine Zeit seit dem letzten Bericht vergangen. Trotzdem ist wieder so viel passiert, neue Erlebnisse, Erfahrungen, besondere Momente und viele neue Gesichter. Ich kann jetzt schon sagen egal was noch kommt, dieses Jahr bleibt immer in besonders guter Erinnerung!!
Mir geht es im Moment sehr gut, ich habe Weihnachten bei meinen Großeltern verbracht und Silvester am Strand gefeiert. Meine Großeltern leben in Sao Paulo, im Gegensatz zu Passo Fundo eine riesen Metropolenstadt.
Ich hab wirklich Ferien gebraucht, denn ich war sehr ausgelaugt von der Arbeit in der „Creche“. Ich hätte nie gedacht das diese Arbeit so anstrengend ist, man ist nicht nur Lehrerin sondern überall aktiv wo Hilfe gebraucht wird. Mit den Ferien hatte ich das erste Mal eine längere Zeit in Passo Fundo für mich und konnte ein wenig die Stadt erkunden und viele Dinge machen die im Arbeitsalltag zu kurz kommen. In Sao Paulo habe ich sehr gemerkt wie gut ich mich in Passo Fundo fühle, denn ich habe diese Stadt sehr vermisst und bin deshalb sogar schon früher zurück geflogen! :)
Sieben Monate bin ich jetzt schon hier, und es wird nur besser. Ich habe für mich entschlossen nach dem Jahr auch weiter in Passo Fundo zu bleiben, im Juli werde ich versuchen an der Uni an genommen zu werden. Ich weiß selber das dies ein verrückte Sache ist die ich da machen werde, und das dies ein Schritt in eine andere Zukunft ist als vielleicht vorher geplant. Aber ich weiß sehr das es gut für mich ist.
Das FSJ verändert nicht nur die eigene Denkweise sondern auch ein Teil der eigenen Persönlichkeit. Bei mir kann ich zum Beispiel feststellen, dass ich viel geduldiger bin, direkter bin im Sinne von nicht drum rum reden sondern direkt seine eigene Meinung zu vertreten und ich bin selbständiger geworden. Sehr stolz darauf bin ich, das ich für mich selber heraus gefunden habe das ich mein eigenes Leben auf die Beine stellen kann, klar wird hier auch noch geholfen man ist nicht ganz auf sich gestellt, jedoch finde ich ist es schon eine gute Leistung und ein Lob für sich selbst wenn man merkt das man Teil des Lebens hier ist, und nicht nur ein Besucher.
Man sollte jetzt nicht denken das dieses Jahr nur gutes bringt, man hat gute sowie schlechte Erfahrungen, doch aus all dem lernt man viel für sich selbst und mit den Erfahrungen um zu gehen. Ich habe mir immer in schlechten Erfahrungen gesagt, dass ich da überhaupt nicht traurig oder sauer drüber sein muss, ein Jahr Zuhause in Deutschland wäre auch nicht Perfekt sondern mit vielen Höhen und Tiefen verwickelt.
Meine Beziehung zu Deutschland hat sich im Laufe der Zeit auch verändert, zu Beginn meines Aufenthaltes war ich noch stark Abhängig von Zuhause, habe aber dann auch schnell gemerkt das es nicht so gut ist für mich immer in dieser starken Beziehung zu bleiben. Nicht weil ich die Menschen dort nicht lieb habe und vermisse, sondern weil ich sonst immer das Leben hier gelebt habe aber sozusagen nicht ganz dabei war sondern immer mit dem Gedanken beschäftigt war ach das muss ich dem noch schreiben, und ich muss die ja noch anrufen und der dies erzählen. Mit der Zeit habe ich akzeptiert das ich mich jetzt vielleicht etwas zurück ziehe, von meinen Freunden aus Deutschland aber jedoch so viel neues dazu lerne indem ich das Leben in Brasilien in vollen Zügen lebe. Ich bin mit allen Gedanken hier, und ganz ehrlich gesagt meine echten Freunde verstehen das auch, so kann man auch ganz von alleine Menschen auf einer anderen Art und Weise kennen lernen.
Es hat viele Gründe warum ich mich in Brasilien wohl fühle zum einen ist es wahrscheinlich, weil ein Teil meiner Familie aus Brasilien kommt und ich mich selber mehr als Brasilianerin als Deutsche fühle. Als ich an gekommen bin konnte ich schon portugiesisch sprechen, sodass ich keine Probleme mit der Eingewöhnung hatte. Ich fühle mich sehr gut integriert und auf genommen.
Seit ein paar Wochen arbeite ich nicht nur in der Creche der Vila Ipiranga, sondern auch zwei Mal die Woche in der Creche der Vila Sao Luis. Man merkt direkt sehr viel Unterschiede der Kinder und der Vila. Es kommt immer auf den Stande der Vila an wie die Verhältnisse der Kinder und der Creche sind. Zum Beispiel die Vila Ipiranga hat kaum gepflasterte Straßen, und die meisten Familien leben in armen Verhältnissen, sodass die Kinder auch ganz andere Verhaltensmuster zeigen und bedürftiger sind an liebe und Aufmerksamkeit.
Die Vila Sao Luis ist schon im Gegenteil dazu sehr zivilisierter, es gibt verschiedene Läden, gepflasterte Straßen und keine Häuser aus Holz. In dieser Gegend leben auch arme Menschen. Jedoch haben sie schon einen anderen Stand als in der anderen Vila. Das Haus der Creche Sao Luis ist ein großes Haus mit sehr viel Platz für wenig Kinder. Ich weiß nicht woran es liegt, aber es kommen nur um die 80 Kinder pro Tag in diese Einrichtung. In die andere Einrichtung die wesentlich eingeschränkter ist mit den Räumlichkeiten und dem Spielraum im außen Bereich, kommen fast jeden Tag um die 160 Kinder zum spielen, essen, lachen und reden...
Eigentlich ist es sehr im Vorteil für die Lehrer und die Kinder wenn weniger Kinder da sind, jedoch wäre es sehr unverschämt Kinder und Jugendliche weg zu schicken und nicht an den Projekten der Creche teilnehmen zu lassen. Denn man kann kein Auswahlverfahren einbringen das die bedürftigsten von den bedürftigsten auswählt, alle brauchen die Arbeit und Unterstützung der Creche sehr.
Bald findet in Brasilien die WM statt, und immer mehr wird darüber geredet. Alle fragen immer und redet man viel über die WM sind alle schon aufgeregt, ganz im Gegenteil.. Die meisten Brasilianer fragen sich warum man die WM nach Brasilien geholt hat. Als es hieß die WM kommt nach Deutschland, sind alle völlig verrückt geworden, waren glücklich und konnten gar nicht mehr auf den Beginn warten. Hier weiß man noch nicht ob man sich freuen soll oder nicht, was die WM mit sich bringen wird und was im Nachhinein für das Land bleibt. Erst jetzt fangen die Menschen an mehr darüber zu rede, dafür zu werben und sich zu interessieren. Im letzten Jahr als die ganze Welt schon vor Vorfreude auf WM schaute und immer ein Auge auf Brasilien hatte, hat man hier nur ab und zu Neuigkeiten gehört wie „ Mann stürzt bei Bauarbeiten für ein WMstadion vom Gerüst und stirbt“, „Brasilien hängt mit den Vorbereitungen hinter her.“ Klar fragt sich da jeder was kann das nur werden.
Ein großes Problem ist das Brasilien viele Mangel hat, aber diese versucht zu verstecken. Favelas werden abgerissen um Trainingslager oder Stadien zu erbauen. Lebensmittelpreise, Hotelpreise und die Preise der öffentlichen Verkehrsmittel steigen im ganzen Land sehr hoch an, und keiner kümmert sich darum, jetzt zählt nur die WM.
Meiner Meinung nach war es ein sehr großer Fehler die WM in dieses Land zu holen. Klar steht Brasilien an erster Stelle für den Fußball und deren Legenden, jedoch verstehe ich nicht warum man denn für die WM Geld ausgeben kann, wenn viele andere Lebenswichtige Aspekte wie das Gesundheits- und Bildungssystem fast gar nicht existieren.
Aber jetzt kann man nur noch abwarten und schauen was dieses Spektakel mit sich bringen wird, am Ende der WM wird dann erst alles sichtbar.
Februar und Anfang März sind die Monate des Karnevals, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Brasilien. Ich komme aus Köln, die deutsche Hochstadt des Karnevals. Hier in Brasilien feiert man aber eine andere Karnevalskultur. Zusammenfassend kann man über den brasilianischen Karneval nur sagen es wird getanzt, viel nackte Haut gezeigt, und ab und zu versucht eine politische Nachricht zu übermitteln. Der Karneval in Passo Fundo ist nicht sehr spektakulär, sechs Karnevalsgruppen präsentieren sich und jede Gruppe hat um die 100 Teilnehmer.
Wenn man dann nach Rio schaut, wo jede Gruppe um die 5000 Teilnehmer hat und die Kostüme und Choreografien das ganze Jahr ein geübt werden als wäre es das ein und alles, ist es schon sehr einfach hier. Aber was will auch erwarten von einer kleinen Stadt, im Süden Brasiliens... :)
Dieser Bericht wird nicht all zu lang, denn mir fehlen die Themen zum schreiben. All das was mir wichtig war habe ich hier soweit es ging auf geschrieben, und hoffe somit ein Stückchen Brasilien nach Köln geschickt.

Bericht über die WM in Brasilien.

http://www.yaez.de/Ausland/3417-Marina-in-Brasilien-Zweifel-und-Fragen-ueberwiegen.html